Ein Firmenbetrieb besteht aus Gebäuden, Maschinen, Ausrüstungen, vor allem aber aus Menschen, die auch den Dingen eine Seele zu vermitteln verstehen. Deshalb glaube ich auch, dass man, wenn man Näheres über diese Destillerie erfahren möchte, die Geschichte der Menschen kennen muss, die sie ins Leben gerufen haben: ihre Träume, ihre Gedanken, ihre Handlungen.
Die von Prof. Giordano Dellai, Gelehrter und Autor verschiedener Bücher über das Vicentiner Gebiet, geschriebene Chronik wurde, von den lebenden Mitgliedern der Familie Poli ausgehend und die Geschichte Generation um Generation zurückverfolgend, mit philologischer Strenge ausgearbeitet, wobei die Archive von Pfarreien, Notaren, steuerlichen Schätzungsbehörden konsultiert und antike Dokumente aufgespürt und übersetzt wurden, wie dies nur ein erfahrener Paläograph vorzunehmen versteht.
Was daraus hervorging, ist die Geschichte der Familie Poli aus Schiavon, aber auch die Geschichte vieler Venetischer Familien, die sich im Spätmittelalter auf der Hochebene von Asiago niederließen, um die Wälder zu roden und das Land zu bebauen.
Familien, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts dann in die Ebene hinabzogen, wo es leichter war, Produktions- und Handelsaktivitäten nachzugehen.
So war es bei den Poli, die über fünfhundert Jahre hinweg vom heimatlichen Gomarolo aus ihren Wohnsitz dreimal wechselten und dabei insgesamt achtzehn Kilometer zurücklegten, um schließlich in Schiavon anzukommen, wo sie noch heute ansässig sind.
"Höchst dynamische Menschen!", könnte man vielleicht denken, wenn man überlegt, wie viel Zeit sie dafür brauchten; jedoch werden bei der Lektüre der Ausführungen von Dellai die Gründe für diese Verbundenheit mit den eigenen Wurzeln verständlich.
Insbesondere lässt sich erkennen, dass hinter jedem der drei Ortswechsel ein Liebesbeweis für die eigene Ehefrau steckt, die dem Familienoberhaupt nahegelegt hatte, einen neuen Ort zu finden, wo man leben könnte.
Auch wenn der Stammbaum einer Familie eigentlich auf der männlichen Linie basiert, muss dennoch gesagt werden, dass die Frauen der Familie Poli in der Evolution der Familie stets eine vorrangige Rolle gespielt haben, und wahrscheinlich ist es ihnen zu verdanken, dass die Männer dieser Familie ihre produktiven und gewerblichen Talente zum Ausdruck bringen konnten.
Die Poli waren im Laufe der Jahrhunderte Schäfer, Hutmacher, Schankwirte und schließlich Destillateure. Damit änderten sich auch die Waren, die hergestellt und verkauft wurden: Käse, Strohhüte, Wein, Grappa.
Nie verändert haben sich jedoch die Werte, die diese Aktivitäten inspirierten und noch immer inspirieren: Pflichtbewusstsein, soziales Verantwortungsbewusstsein, Achtung vor den eigenen Kunden und vor den Dingen, die man herstellt, Ehrempfinden gegenüber der eigenen Familie.
Dies sind die Prinzipien, die uns Tag für Tag inspirieren und die auch alle unseren vorausgegangenen Generationen verbanden.
Dies sind im Rückblick unsere Wurzeln.
Führungen durch die Poli Destillerie